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Ein Weihnachts-Impuls der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Warum wir Weihnachen feiern

24. Dezember

Heilige Drei Könige

Stern von Bethlehem

Warum gibt es
zu Weihnachten Geschenke?

Weihnachten rund um die Welt

Umfrage: Weihnachten ist ...

Verboten -
Weihnachten vor 500 Jahren...

Pellkartoffeln am Baum –
die Christnacht vor 100 Jahren

Modelleisenbahn und Kaufmanns-
laden – Weihnachten vor 50 Jahren

Das Geburtsjahr Jesu

Die Weihnachtsgeschichte berichtet von einem wandernden Stern, der während Jesu Geburt für einige Tage über der Krippe stillgestanden und geleuchtet habe. Tatsächlich gab es ein solches Himmelsereignis. Die Astronomen haben den Zeitpunkt des scheinbaren Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Das bedeutet: Die Zeitenwende müsste eigentlich sieben Jahre vorverlegt werden.

Das ist allerdings kein Argument gegen die Bibel, denn sie gibt hier kein Jahr an. Die Jahre des Herrn (Anno Domini) hat erst 525 der Mönch Dionysius Exiguus gezählt. Er hat sich – angesichts des großen zeitlichen Abstands nur zu verständlich – einfach verrechnet. Und wir müssen bedenken, dass es durch die Kalenderreformen zu zeitlichen Verschiebungen gekommen ist, die man jedesmal genau nachrechnen muss, wenn man ein Ereignis exakt bestimmen will.

Zu biblischen Zeiten gab es noch keine Zeitrechnung in unserem Sinne. Damals wurde die Zeit nach Herrschern und großen Ereignissen eingeteilt. Wir lesen von Herodes und von einer Steuerschätzung. Herodes starb allerdings schon im Jahre 4 vor unserer Zeitrechnung, hat also das Himmelereignis noch erlebt, nicht aber die Zeitenwende. Und eine Steuerschätzung fand tatsächlich in den Jahren 6 bis 8 vor unserer Zeit statt, wie der christliche Philosoph Tertullian berichtet.

Der biblische Bericht benennt also die Ereignisse der Weltgeschichte und der Astronomie treffend, irrt sich allerdings, wenn es um den historisch korrekten Landpfleger (Präfekt) geht: Die Steuerschätzung zur Zeit des Himmelsereignisses und zur Zeit des Herodes geschah unter dem Landpfleger Saturnius. Quirinius, den die Bibel nennt, war erst 7 nach der Zeitrechnung im Amt, wie die Apostelgeschichte berichtet.

Von Hans Genthe

Warum wir Weihnachten feiern

Foto: Uwe Wagschal (pixelio)





Die Kirchen feiern an Weihnachten die Menschwerdung Gottes. Nach christlicher Lehre und Glauben wird Gott in dem Kind Jesus von Nazareth Mensch. Und so ist Weihnachten auch ein Kinderfest. Es ist das Fest der Geburt von Jesus Christus, den die Christen als ihren Erlöser verehren. Advent und Weihnachten wurden als christliche Jahresfeste erst im vierten Jahrhundert eingeführt. Etwa 300 Jahre, nachdem er gelebt hatte, begannen die Christen damit, Jesu Geburt zu feiern. Darauf deuten frühe Textfunde auf Papyrus hin. Eine Art Liedblatt aus dieser Zeit weist auf eine Gottesdienstfeier zur Erinnerung an die Geburt Jesu hin. Heute gehören die Gottesdienste an Heiligabend und an den Weihnachtfeiertagen zu den am besten besuchten kirchlichen Feiern im Jahr. Im Mittelpunkt steht dabei die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium. In fast allen Kirchen steht ein großer Tannenbaum mit seinen Lichtern und grünen Zweigen für die Hoffnung auf die Bewahrung des Lebens trotz der Dunkelheit und Kälte des Winters. Eine Krippe mit den Figuren der Weihnachts-geschichte soll die in der Bibel geschilderten Ereignisse vor rund 2000 Jahren vor allem den Kindern anschaulich vor Augen führen. Das festliche Essen, die Geschenke und das gemeinsame Feiern sind ein Symbol für die Zusammengehörigkeit der gesamten Christenheit, die weltweit gemeinsam an den Beginn ihrer Religion erinnert. Ein Teil der orthodoxen Christenheit – vor allem die Russen und Serben – feiert aufgrund verschiedener Kalenderberechnungen meist eine Woche nach Neujahr Weihnachten.

Von Stephane Cezanne

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24. Dezember





Es gibt für Jesus von Nazareth keine Geburtsurkunde, die seinen Geburtstag und seinen Geburtsort eindeutig festlegt. Lebensumstände und Taten, die wir von ihm durch die Evangelien wissen, sind nicht in biografischer Absicht erzählt, sondern bereits Glaubenszeugnisse der ersten Christinnen und Christen. Weihnachten feiern die Christinnen und Christen erst seit dem 4. Jahrhundert. Vermutlich wurde unter Kaiser Konstantin, der dem Christentum den Weg zur Staatsreligion ebnete, der 25. Dezember zu jenem Tag bestimmt, an dem die Geburt Christi gefeiert wird. Der Feiertag war in Rom zuvor dem heidnischen Sonnengott gewidmet. Dieser Staatsfeiertag wurde umgedeutet und auf Jesus Christus, das "Licht der Welt", bezogen.

Von Christian König

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Foto: Thomas Max Müller (pixelio)

Heilige Drei Könige

Der Evangelist Matthäus berichtet von drei »Sterndeutern aus dem Osten«, die den neugeborenen Jesus besuchen, um ihn mit Geschenken zu ehren: Drei erwachsene Männer, vermutlich wissenschaftlich gebildet, fallen vor einem Kind auf die Knie. Nicht nur die Szene, auch ihr Symbolgehalt rührt an. Denn die Sterndeuter stehen für die heidnische Welt, stehen fürs Fremde, fürs bedrohlich Andere.

Sie verwischen jegliche religiöse Idylle und zeigen zugleich ungeahnte Humanität. Der biblische König Herodes hätte sie gerne als Verräter des Wehrlosesten, des Kindes, missbraucht. Doch als Spione geben sie sich nicht her, verschwinden so leise und spurlos, wie sie auf der biblischen Bühne erschienen. Sie sind die ersten Komplizen Christi. Schnippchenschläger der Mächtigen. Menschenfreunde.

Die Dreizahl der Könige ist symbolisch: Drei Geschenke haben sie mitgebracht, und aus drei Kontinenten besteht die bekannte Welt des Mittelalters. Spätestens dann hat sich die Dreizahl in der Volksfrömmigkeit endgültig festgesetzt.

Von Christian König

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Stern von Betlehem

Schon im alten Babylon wurden genaue Aufzeichnungen über die Sterne gemacht. Der altbabylonische Kalender war präziser als der spätere europäische, der bis zum Ende des Mittelalters Gültigkeit hatte. Die babylonischen Astronomen erforschten nicht nur die Sterne, sondern sie deuteten auch die Bewegungen am Himmel. Auf Tontafeln zeichneten sie ein sehr seltenes Ereignis auf: die scheinbare Annäherung der Planeten Jupiter und Saturn.

Während die Erde ein Jahr für eine Sonnenumrundung braucht, dauert dies beim Jupiter elf und beim Saturn 29 Jahre. Nur selten sind beide Planeten nebeneinander am Himmel zu sehen und nur alle 854 Jahre kann man beobachten, wie sie ganz dicht beieinander und für ein paar Tage scheinbar stehen bleiben, um dann in entgegengesetzter Richtung weiterzuziehen. Eine solche astronomischen Sensation blieb im alten Babylon selbstverständlich nicht ohne Deutung. Geschah so etwas, glaubten die Babylonier, musste ein ganz besonderer König geboren sein. Dieses Ereignis mag die Sterndeuter, die die Weihnachtsgeschichte erwähnt, dazu bewogen haben, sich auf die weite Reise bis nach Judäa zu machen.

Als sie in Bethlehem ankamen, hatten sich die beiden Planeten der Erde gerade maximal angenähert. Sie standen nebeneinander und strahlten. Dabei fiel ein heller Lichtschein auf die Stadt – ganz ähnlich wie das bei Vollmond manchmal zu sehen ist. Dieser starke Lichtschein wird durch den Schweif angedeutet, den Maler dem Stern gern anhängen. Und die astronomisch nicht gebildeten christlichen Liederdichter sangen vom Morgenstern (der Venus), dem hellsten „Stern“, der Laien bekannt ist. Moderne Astronomen haben später den Zeitpunkt des vermeintlichen Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Eine solche Planetenkonstellation war übrigens zuletzt im Jahr 1701 und wird erst wieder 2555 zu beobachten sein.

Von Hans Genthe

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Warum gibt es zu Weihnachten Geschenke?

Foto: BirgitH (pixelio)




Ein Weihnachtsfest ohne größere oder kleine Aufmerksamkeiten können sich heute viele kaum noch vorstellen. Doch warum gibt es zu Weihnachten Geschenke? Die Wurzeln dieser Tradition sind vielfältig und nicht immer christlichen Ursprungs, denn der Brauch, anderen Menschen etwas zu schenken, ist so alt wie die Menschheit selbst. So feierten die Römer vor 2.000 Jahren am Ende des Jahres die sogenannten Saturnalien. Während dieser Zeit gaben die Reichen den Armen Geschenke – auch, um zu zeigen, wie wohlhabend sie waren. Die Christen setzten die Tradition fort, armen Menschen existenziell Notwendiges zu schenken. So wurde am 17. Dezember, dem Lazarustag, für die Bedürftigen gesammelt, damit auch sie Weihnachten feiern konnten.

Eine Wurzel des weihnachtlichen Schenkens liegt im Bibelvers: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Die Geschenke erinnern daran, dass Gott die Menschheit so sehr liebt, dass er ihr vor mehr als 2.000 Jahren seinen Sohn schenkte. Außerdem rufen Weihnachtsgeschenke ins Gedächtnis, dass die Weisen, die nach Überlieferung des Matthäus-Evangeliums zu Christi Geburt aus dem Morgenland kamen, dem Heiland Gold, Weihrauch und Myrrhe mitbrachten.

Nicht immer gab es die Geschenke am 24. oder, wie in England und Amerika üblich, am 25. Dezember. Im frühen Mittelalter wurden die Kinder am 28. Dezember, dem „Fest der unschuldigen Kinder“ beschenkt. Im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Kinderbeschenktag für Jungen auf den Festtag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember und für Mädchen in manchen Gegenden auf den 13. Dezember, dem Fest der Heiligen Lucia. Im 16. Jahrhundert wandte Martin Luther sich gegen die Heiligenverehrung der katholischen Kirche, denn nach der reformatorischen Lehre waren Heilige als Mittler zwischen Gott und den Menschen überflüssig. Um Christus in den Mittelpunkt zu stellen, sollte „Der Heilige Christ“ die Geschenke am 24. Dezember bringen. Geschenke an Weihnachten zu überreichen setzte sich in ganz Deutschland allerdings erst nach 1900 durch. Da bürgerliche Kreise Weihnachten damals als Fest der Familie verstanden, begannen in dieser Zeit auch die Erwachsenen sich zu beschenken. Und im Laufe der Zeit wurde aus dem „heiligen Christ“ das Christkind, auf das die Kinder Jahr für Jahr sehnsüchtig warten.

Übrigens stammt das Wort „Weihnachten“ aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Heilige Nacht“. Die Geschenke werden heute als Zeichen der Freundschaft und Liebe verstanden, als Anerkennung und als Ausdruck einer besonderen Beziehung zwischen der schenkenden und der beschenkten Person. Für den Einzelhandel ist Weihnachten ein willkommener Anlass zur Absatzsteigerung, aber Schenkenden wie Beschenkten beschert er in vielen Fällen auch den sogenannten Weihnachtsstress.

Von Laura Völsing und Antje Kroll

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Weihnachten rund um die Welt

 

Weihnachten ist für Christinnen und Christen auf der ganzen Welt einer der höchsten Feiertage. Familien kommen zusammen und feiern die Geburt Jesu Christi. Ein gemeinsamer Anlass – doch gefeiert wird auf der ganzen Welt verschieden. Wie feiert man im hohen Norden, wie an den sonnenüberfluteten Stränden Australiens? Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise durch die Weihnachtsbräuche aus aller Welt.
Mit der Maus über die Karte fahren und klicken, wenn ein Ländername erscheint

Von Svenja Pauly

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Umfrage: Weihnachten ist ...



















„Weihnachten ohne Familie ist für mich kein Weihnachten. Außer meiner Mutter lebt der Rest meiner Familie in der Ukraine – ohne sie fehlt mir alle Jahre wieder etwas. Seit ich in Deutschland lebe, fühlt sich Weihnachten leer an.“

Vitaly, 25 Jahre

„An Weihnachten herrscht eine ganz besondere Stimmung. Irgendwas liegt da in der Luft. Weihnachtsmärkte, Lebkuchen und Weihnachtsschmuck lösen bei mir schon Wochen vorher Vorfreude aus. Für mich ist Weihnachten aber auch eng mit Traditionen verbunden. Jedes Jahr kommt an diesem Fest meine ganze Familie zusammen. Wir essen zusammen und gehen gemeinsam in den Gottesdienst. Wie rutschen alle ein bisschen näher zusammen – das macht Weihnachten so besonders!“

Angelika, 22 Jahre

„Die Advents- und Weihnachtszeit hat in unserer Familie schon immer eine große Rolle gespielt. Ganz im Sinne der christlichen Gemeinschaft war und ist es uns in diesen Tagen besonders wichtig, mit anderen Menschen unsere Freude zu teilen. Als unsere Kinder noch klein waren, waren Freunde und Nachbarn in der Adventszeit bei uns und jeder hat ein kleines Gedicht oder Lied vorgetragen. Oft haben wir Menschen eingeladen, die den Heiligabend sonst allein hätten verbringen müssen: Alleinstehende aus dem Altersheim oder, wie in den 60er-Jahren geschehen, einen jungen US-Soldaten. Mit anderen Menschen die Freude des Weihnachtsfests teilen zu können, das ist uns nach wie vor wichtig. Wir sind froh und dankbar, dass bei unseren Kindern das Weihnachtsfest auch mit offenen Türen gefeiert wird.“

Grete und Rudolf, 79 Jahre

„Ich freue mich ganz doll auf Weihnachten. Weil dann meine Oma und mein Opa zu Besuch kommen. Die wohnen ganz weit weg, am Meer, und deswegen leben die nicht bei uns zu Hause. Wir telefonieren oft, aber ich finde es schöner, wenn wir in echt zusammen sind. An Weihnachten sind Oma und Opa immer ganz lange bei uns. Das ist schön, weil ich dann mit den beiden jeden Tag spielen kann. Und weil sie mir etwas mitbringen. An Weihnachten bekommt man immer schöne Geschenke. Das ist wie am Geburtstag. Aber am Geburtstag singt man andere Lieder. Ich wünsche mir diesmal eine lila Schleife fürs Haar. Weil ein Fahrrad habe ich schon bekommen. Und ich wünsche mir, dass es schneit. Dann baue ich in unserem Garten eine Familie aus Schnee – auch eine Schneeoma und einen Schneeopa. Die bleiben dann so lange bei uns, bis sie schmelzen.“

Jola, 3 Jahre

„Ich freue mich besonders auf Heiligabend, an dem wir Weihnachten immer im Kreis der engsten Familie feiern. Aber wenn ich ehrlich bin, freue ich mich auch ganz besonders auf die Geschenke. Anders als an meinem Geburtstag schenkt an Weihnachten jeder jedem etwas. Es macht Spaß, andere Menschen mit seinen Geschenken zu überraschen und sie glücklich zu machen.“

Malte, 15 Jahre

„Ganz besonders wichtig ist mir an Weihnachten das Zusammensein mit der Familie. Besonders schön ist es, dass man sich Zeit miteinander und füreinander nimmt. In unserer Familie singen wir jeden Adventssonntag, aber natürlich auch an Heiligabend zusammen Weihnachtslieder. Das ist ein total schönes gemeinsames Erleben. Aber zu Weihnachten gehört auch das ganze Drumherum: die Aufregung im Vorfeld, der Weihnachtsbaum mit echten Kerzen, das gemeinsame Essen, mit meiner Tochter in den Gottesdienst gehen und auch anderen Menschen mit Geschenken eine Freude machen. Weihnachten bietet für mich einen festen traditionellen Rahmen, in dem ich für ein paar Tage zur Ruhe kommen und Gemeinschaft noch mal besonders erleben kann. All die Aufregung und der Stress der Vorweihnachtszeit sind ab dem Moment, an dem wir gemeinsam die Kerzen anzünden, verflogen und machen Platz für einen schönen Moment der Gemeinsamkeit.“

Gisela, 52 Jahre

„Ich freue mich jedes Jahr darauf, dass meine ganze Familie zusammenkommt. Nicht nur der engste Kreis – an Weihnachten treffen sich Omas und Opas, Mütter und Väter, Geschwister, Cousinen, Nichten und Neffen. Viele von ihnen hat man während des Jahres selten bis gar nicht gesehen. Gemeinsam erlebt man an diesen Tagen eine Besinnlichkeit und auch eine Freude, die an keinem anderen Tag im Jahr aufkommt. Viel dieser besonderen Stimmung baut sich schon in den Wochen vorher auf. Man arbeitet sozusagen gedanklich auf dieses Fest hin, und wenn es dann endlich so weit ist, freut sich jeder. Es ist schwer auszudrücken, was Weihnachten zu einem so einzigartigen Fest macht – es ist ein so tiefgründiges, besinnliches Fest, dass es selbst Nichtgläubige immer wieder berührt.“

Gunther, 49 Jahre

Umfrage von Svenja Pauly

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Hier neu, dort verboten: Weihnachten vor 500 Jahren

 

Bitterkalt war es in den Straßen und ziemlich dunkel, denn das elektrische Licht wartete noch auf seine Erfindung. Die Familien stapften durch Eis und Schnee zur Christvesper oder Christmette, denn um die Reformationszeit wurde Weihnachten in der Kirche gefeiert. Umzüge oder Weihnachtsspiele waren üblich, mit denen die Menschen die Geschichte rund um die Geburt Jesu szenisch darstellten. Nach dem Gottesdienst schenkten die Wohlhabenden den Armen und dem Gesinde Essbares, keiner sollte an diesen Tagen hungern.

Die Gaben spiegelten symbolisch die Geburt Jesu als Geschenk Gottes an die Menschen wider. Auch Kinder erhielten besondere Leckereien, jedoch nicht am Heiligen Abend, sondern zum Nikolaustag. Ein Brauch, der Martin Luther widerstrebte. Zwar gab es auch in seinem Haus in den 1530er-Jahren noch Lebkuchen, Pfeffernüsse, Nüsse oder Äpfel zu Nikolaus – doch die Heiligenverehrung war ihm ein Graus. Um die Gedanken und Herzen der Kinder künftig auf den „Heiligen Christ“ zu lenken, initiierte er die Bescherung am Heiligen Abend. Protestantische Haushalte ließen sich in den folgenden Jahrhunderten am „Christkind“ erkennen, das am 24. oder 25. Dezember die Geschenke brachte, während die katholischen Kinder weiterhin vom Nikolaus beschert wurden. Christbäume standen damals ausschließlich in Kirchen neben teils prächtigen Krippen oder auf Friedhöfen, erst später stellte man sie an fürstlichen Höfen und bei reichen Bürgern auf.

Christkind hin, Nikolaus her – die englischen Puritaner fanden das Weihnachtstreiben so unchristlich, dass sie es 1647 kurzerhand verboten. Der genaue Geburtstag Jesu sei nicht überliefert, das Fest aus heidnischem Brauchtum um die Wintersonnenwende hervorgegangen, lautete die theologische Begründung. Hauptstein des Anstoßes jedoch war die wenig besinnliche Form des Feierns: In England hatten sich über die Jahrhunderte Zecherei, Tanz und Glücksspiel eingebürgert. Die Puritaner verfügten das Aus. Jeder sollte an diesem Tag ganz normal seiner Arbeit nachgehen. Krawalle und Verwüstungen von Geschäften, die tatsächlich öffneten, waren die Folge. Trotzdem waren Weihnachtsgottesdienste erst knapp 20 Jahre später in England wieder erlaubt. Alle reformierten Kirchenanhänger wie Quäker, Puritaner oder Presbyterianer lehnen das Christfest bis heute grundsätzlich ab. Im presbyterianisch geprägten Schottland wurde es deshalb noch bis vor 50 Jahren nicht gefeiert.

Von Sylvia Meise

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Pellkartoffeln am Baum: die Christnacht vor 100 Jahren

Foto: Wikipedia (Wikipedia)





Weihnachten war um 1912 (kurz vor dem Ersten Weltkrieg) in der Wohnstube angekommen. Der Vater las die Weihnachtsgeschichte und alle sangen die modernen Weihnachtslieder (zum Beispiel „Kommet, ihr Hirten“ {1870} oder „Leise rieselt der Schnee“ {um 1900}. Den Weihnachtsbaum schmückte damals oft nur eine Kerze an der Spitze – das Licht, das Christus in die Welt brachte. Alternativ steckte ein Stern obenauf als Symbol für den, der den drei Königen den Weg gewiesen hatte. Außerdem schmückten Oblaten, bunte Bänder, Papierrosen, in Silberpapier gehüllte Äpfel und Nüsse oder gar Pellkartoffeln wie in Mecklenburg und auf Bänder gezogene Rosinen den Baum. Über die Weihnachtstage gab es daher für die Kinder immer etwas, das sie vom Baum pflücken und essen konnten. Auch die Geschenke, die sie erhielten, waren meist praktischer Natur: Schuhe, Handschuhe oder Schulbücher. Dazu gab es mancherorts gebackene Figuren. Nur Kinder reicherer Eltern durften auf eine Dampfmaschine oder Puppen hoffen.

Weihnachten war schon immer ein Fest für Seele und Leib. Schon Wochen vorher begannen die Vorbereitungen. Meist waren es die Hausfrauen, die dafür sorgten, dass es gutes Fleisch, Nüsse und Obst gab sowie Pfeffernüsse oder Lebkuchen. Auf dem Land bekamen sogar die Tiere im Stall eine Sonderration Futter. Traditionell wurde am Heiligen Abend ein Fischgericht gereicht, denn noch während der Reformationszeit war der Advent eine Zeit des Fastens, in der trockenes Brot oder Brotsuppe gegessen wurde. Sie begann nach dem 11. November und endete am 24. Dezember. Am Weihnachtstag wurde dann wieder wie am Martinstag eine Gans gebraten.

Von Sylvia Meise

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Modelleisenbahn und Kaufmannsladen – Weihnachten vor 50 Jahren

Foto: Sprisi (pixelio)





Der Weihnachtsstress beginnt wohl in diesen Jahren. Das legen Berichte von Zeitgenossen nahe, die den Ablauf schildern: Bis zum Nachmittag des 24. wurden Besorgungen gemacht, Essen vorbereitet, manche haben auch den Baum erst an diesem Tag besorgt. Dann folgte das Schmücken des Baums mit Glaskugeln, Figuren und Strohsternen. Die Kinder durften nicht mehr ins Wohnzimmer, damit die Erwachsenen Geschenke ausbreiten und restliche Vorbereitungen tätigen konnten. Unter den Baum wurde in vielen Familien eine Krippe aufgestellt, zu der man jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt ein neues Stück hinzukaufte.

Zum nachmittäglichen Kirchgang gehörte für manche auch ein Friedhofsbesuch. Zuhause wurden dann die Kerzen am Baum entzündet und vor der Bescherung noch gesungen und musiziert. Abends gab es, um die Hausfrau zu entlasten, einfache Gerichte wie Kartoffelsalat und Würstchen. Traditionell wurde am 1. Weihnachtstag ein Festessen zubereitet, Gans, Karpfen oder Braten.

Der Wandel von der Lutherzeit zum Wirtschaftswunderdeutschland ist enorm. Zwar ist der Ablauf eines Weihnachtsfests prinzipiell ähnlich wie vor hundert Jahren – und ein Kirchgang ist für Menschen auch dann Pflicht, wenn sie sonst kaum die Kirche besuchen, doch die ehemals christlich aufgeladene Symbolik weicht zunehmend der persönlichen Gestaltung des gesamten Feierrituals. Die einfachen Gaben etwa, die einmal als Sinnbild für Gottes- und Nächstenliebe standen, erfüllen nun andere Zwecke und Wünsche. Und mittlerweile werden auch Erwachsene beschenkt. Noch immer gibt es auf dem Land Familien, die den Puppenwagen nur zu Weihnachten herausholen und bei denen die Puppe dann vielleicht nur ein neues Kleid bekommt. Doch auch andernorts ist es üblich, die Modelleisenbahn nur zu Weihnachten aufzubauen. Kein Wunder, dass dieses Spielzeug eine besondere Bedeutung für die Kinder hatte und sich von den Murmeln und Drehkreiseln des Alltags abhob.

Besondere Formen von Weihnachten haben die Zuwanderer entwickelt. Muslime etwa, die in Deutschland leben, essen auch Gänsebraten und beschenken ihre Kinder, damit diese sich nicht benachteiligt fühlen. Da der Koran das Leben Christi als das eines Propheten beschreibt, feiern Muslime seinen Geburtstag gern. Manche Juden feiern es auch und nennen es scherzhaft „Weihnukka“ – womit sie auf ihr Lichterfest Chanukka anspielen, das ebenfalls in der Adventszeit gefeiert wird und manchmal sogar auf den 25. Dezember fällt. Es gibt eigene Kugeln für „Weihnukka“, die mit Davidsternen verziert sind.

Von Sylvia Meise

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